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Entstehungszeit 1525 bis 1525
Gattung: Tafelmalerei
Funktion: Einzeltafel
Simon Franck alias Meister der Gregorsmessen (tätig 1. Hälfte 16. Jh. ? um 1546)
Gregorsmesse
um 1525
Malerei auf Holz, H: 147, B: 107 cm
Aschaffenburg, Staatsgalerie, Inv.Nr. 6271
Referenznummer: 22TX01SuMa0060
KÜNSTLER: Nachdem die Darstellung verschiedenen Schülern aus der Werkstatt Lukas Cranachs zugeschrieben wurde, ordnet Tacke sie Simon Franck zu. AUFTRAGGEBER: Als Auftraggeber ist Kardinal Albrecht von Brandenburg im Bild dargestellt. BESCHREIBUNG: Flankiert von zwei Diakonen kniet Papst Gregor an dem schräg stehenden und vom linken Bildrand überschnittenen Altar. Auf dem Altar befinden sich ein leeres Lesepult, zwei Leuchter mit brennenden Kerzen, der auf dem Korporale auf dem Kopf stehende Kelch, die halb unter das Korporale geschobene Patene, das geschlossene Messbuch und die Tiara. In der Position einer Predella steht der Sarkophag auf der Mensa. Darin erscheint der Schmerzensmann, der seine Hände erhoben hat, um die Wundmale in den Handflächen zu zeigen. Es besteht keine Blickverbindung zwischen dem Schmerzensmann und dem Papst. An der Front des Sarkophags lehnt die Korporalientasche, die mit dem wahren Antlitz Christi, der Vera Ikon bemalt ist. Über die Kante des Sarkophags hängt Christi Rock. Rechts seitlich von dem Altar gibt es eine abgeschrankte Zone, in der zwei Kardinäle und ein Bischof das Geschehen verfolgen. Als der linke Kardinal ist Kardinal Albrecht von Brandenburg porträtiert, er schaut zusammen mit dem Bischof neben ihm in ein Buch. Der Kardinal rechts außen hält einen Rosenkranz. In der Bekrönung des Gestühls präsentiert ein Putto das Wappen Albrechts von Brandenburg. Um ein Lesepult in der Bildmitte geschart singende Chorknaben . Die Arma Christi erscheinen als Leidenswerkzeuge, Köpfe und Hände der handelnden Personen der Passion in der linken oberen Ecke des Bildes in einem Wolkenflor über dem Schmerzensmann. In der äußeren Zone der Wolke geflügelte Puttenköpfe. Durch den Fußboden, die Position des Altars, des Gestühls und des Lesepults und durch eine durch Quader angedeutete Wand ist der Ort des Geschehens nur vage beschrieben. Der auf dem Kopf stehende Kelch und das geschlossene Messbuch deuten auf einen Zeitraum außerhalb der Messe hin. Eine Reihe von Christusbildern in verschiedenen Medien liegt in der Komposition des Bildes fast auf einer Linie: Der Gekreuzigte auf der Kasel, darüber auf der Amikt Engel, die das wahre Abbild Christi präsentieren, auf dem Altar an den Sarkophag gelehnt die Vera Ikon auf der Korporalientasche, direkt unterhalb der Erscheinung des Schmerzensmanns. Das Gesicht ist in beiden Fällen genau gleich gestaltet und aus dem gleichen Blickwinkel dargestellt. Die Vera Ikon zeigt sich wirklich als jenes wahre Abbild, das dem 'Original' der visionären Erscheinung entspricht. Diese Entsprechung dient der Legitimation des Bildes. Das Kreuz / die Vera Ikon auf der Kasel identifizieren den Papst mit Christus bzw. dessen hohepriesterlicher Funktion. Auffallend ist die Präsenz mehrerer geschlossener Bücher: auf dem Altar, auf dem Lesepult, auf Betpult: Handelt es sich vielleicht um die thematische Gegenüberstellung von der Offenbarung durch die Schrift und der Offenbarung durch eine Vision, letztere allerdings verortet im liturgischen Raum und 'autorisiert' durch kirchliche Würdenträger? MOTIVENTLEHNUNG: Der Schmerzensmann mag durch den Holzschnitt Dürers inspiriert sein (Körperhaltung). VERWANDTSCHAFTEN: Zwischen dieser Messe Francks und einer weiteren in der Staatsgalerie Aschaffenburg (Malerei auf Holz, H: 150.2, B: 118 cm; Inv.Nr. 6270) gibt es eine enge Verwandtschaft bis in die Details der Gestaltung und Motive hinein. INTERPRETATION: These Reber 1990: Es sei Albrecht bei der Gregorsmesse nicht um eine repräsentative Wirkung seines Porträts gegangen, sondern darum, "dass er vielmehr seine Person gewissermassen als Bürgen für die Vergegenwärtigung eines für ihn bedeutenden Heilsgeschehens ansah, das er dadurch, dass er es auf den Altar anbringen ließ, auch den ihm anvertrauten Gläubigen zugute kommen lassen wollte." (S. 92).